Manuelle Strukturanalyse (MSA) nach Bumann

Die manuelle Strukturanalyse, kurz MSA, nach Bumann bezeichnet eine Reihe von manuellen Techniken zur Untersuchung der Kiefergelenke. Manuelle (mit den Händen ausgeführte) Untersuchungstechniken für die Kaumuskulatur und die Kiefergelenke sind seit 1970 vor allem in den USA und den Niederlanden entwickelt worden. Deshalb sind manuelle Techniken zur Untersuchung von Kaumuskulatur und Kiefergelenken in zahlreichen, leicht variierenden Formen auf der ganzen Welt verbreitet. Bumann hat in Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten Groot-Landeweer eine Reihe von manuellen Untersuchungstechniken zu einem umfangreichen, systematischen Untersuchungsgang zusammengefasst und sie unter dem Namen manuelle Strukturanalyse verbreitet. Die MSA wird von vielen Zahnärzten und auch einigen Universitäten seit vielen Jahren eingesetzt.

Einige der manuellen Untersuchungstechniken sind wissenschaftlich jedoch nicht gut belegt, bei anderen ist nicht klar, was mit ihnen eigentlich genau untersucht wird. So ist zweifelhaft, welche Aussagekraft die 9 verschiedenen Kompressionsrichtungen des Kiefergelenks haben sollen, die in der MSA angegeben sind. Ebenso kritisch zu sehen sind die vier unterschiedlichen Arten des Kiefergelenkknackens, die in der MSA beschrieben werden. Und schließlich ist die Theorie der „okklusalen Vektoren“, die in störenden Zahnkontakten direkte Ursachen für Erkrankungen des Kiefergelenks erkennen will, lediglich eine schwache Hypothese. Tatsächlich ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte, dass die Zahnstellung und die funktionellen Zahnkontakte eine untergeordnete Rolle bei der Entstehung von Kiefergelenks- und Kaumuskelsymptomen spielen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass mit der manuellen Strukturanalyse gesunde Patienten falsch als krank diagnostiziert werden.

Obwohl drei Viertel der craniomandibulären Dysfunktionen muskulären Ursprungs sind, konzentriert sich die manuelle Strukturanalyse auf die Diagnostik von Erkrankungen des Kiefergelenks. Die Palpation der Muskulatur wird in der MSA dagegen relativ kurz abgehandelt. Die in der Schmerzdiagnostik bedeutsame Erhebung psychischer Belastungsfaktoren ist nicht Bestandteil der MSA. Die MSA ist deshalb als einachsiges, somatisches Diagnoseverfahren mit Schwerpunkt Gelenksdiagnostik einzuordnen.

Da der Autor Bumann in Deutschland einer der ersten war, der manuelle Untersuchungstechniken systematisiert und in zahlreichen Kursen gelehrt hat, ist die manuelle Strukturanalyse in Deutschland sehr weit verbreitet. Leider ist den Anwendern dabei meist nicht bewusst, dass es sich bei der MSA um eine Mischung aus einigen validierten, aber auch zahlreichen wenig validierten Untersuchungstechniken handelt. Obwohl die MSA sehr umfänglich und systematisch aufgebaut ist, ist sie als Ganzes kein validiertes (wissenschaftlich anerkanntes ) Diagnostikverfahren für craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD).

Wissenschaftlich umfassend validiert sind dagegen die RDC/TMD (Research Diagnostic Criteria for TMD) bzw. die DC/TMD (Diagnostic Criteria for TMD), die außerdem wesentlich weniger Untersuchungsschritte benötigen, um zu belastbaren Diagnosen zu kommen. Die DC/TMD sind ein zweiachsiges Diagnostikverfahren, bei dem somatische und psychische Befunde gleichermaßen erhoben werden.

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