Medizinische Aspekte
Sagen wir es offen: die meisten kieferorthopädischen Behandlungen sind überwiegend ästhetisch motivierte Wahlbehandlungen ohne größere medizinische Konsequenzen. In medizinischer Sicht steht die Kieferorthopädie einfach ganz weit hinten, und selbst in der Zahnmedizin sind Prophylaxe und Parodontologie weit wichtiger als die Kieferorthopädie. Medizinische Aspekte unseres Faches werden in unseren Praxen jedoch, falls dies in Einzelfällen notwendig ist, integriert.
Natürlich ist die perfekte Ästhetik eines der wichtigsten Behandlungsziele. Unser Konzept beschränkt sich aber nicht darauf, sondern zielt auf die bestmögliche Harmonie aller beteiligten Strukturen: der Zähne, des Zahnhalteapparates, der Muskulatur, der Kiefergelenke und des Gesichts. Unser Anliegen ist, das traditionell handwerkliche Denken der Zahnmedizin zugunsten eines ganzheitlichen Ansatzes zu überwinden, in dem Funktion, faziale Ästhetik auch die menschliche Psyche als eigenständige Größen ihren Platz haben. Qualitativ hochwertige Kieferorthopädie ist mehr, als Patienten eine Zahnspange zu verpassen.
Um nicht nur ästhetisch gute, sondern nachhaltige Ergebnisse zu erreichen, wird von der Erstdiagnostik an dem Zahnhalteapparat und funktionellen Aspekten große Beachtung geschenkt. Deshalb gehören bei uns die Parodontalsonde und funktionsdiagnostische Bögen zum Alltag. Eine parodontale Vorbehandlung und eine Optimierung der Mundhygiene sind dann auch die häufigsten Maßnahmen vor einer kieferorthopädischen Behandlung.
Wenn notwendig, schaffen wir in Zusammenarbeit mit Zahnarzt, Kieferchirurgen, gelegentlich auch mit weiteren ärztlichen Spezialisten die Voraussetzung für eine erfolgreiche kieferorthopädische Behandlung mit einer Zahnspange. Die Kooperation mit Physiotherapeuten und Logopäden ist, wenn es einmal notwendig erscheint, ebenso selbstverständlich.
Vorsicht: Scharlatane und Schlangenölverkäufer unterwegs
Leider treten manche Kieferorthopäden mit weit hergeholten, aber wohlklingenden Heilungsversprechen auf. Chronische Kopfschmerzen bis zur Migräne, Innenohrerkrankungen wie Tinnitus und Drehschwindel und zahlreiche chronische Beschwerden im Bewegungsapparat sollen durch kieferorthopädische Behandlungen heilbar sein. Obwohl Zusammenhänge zu der einen oder anderen dieser Erkrankungen seit Jahrzehnten immer wieder behauptet werden – man kann hier fast von einer gewissen Branchenfolklore sprechen – gibt es nicht den Hauch eines Beweises dafür, dass zahnärztliche oder kieferorthopädische Behandlungen bei diesen Diagnosen kausale Heilwirkungen entfalten können. Mit solchen Heilungsversprechen werden Patienten mit einem falschen Krankheitsmodell versorgt und mit nicht erfüllbaren therapeutischen Hoffnungen getäuscht. Wir halten dies für unethisch und enthalten uns solcher Versprechungen.

Manuelle Diagnostik des Kiefergelenks