Müssen aus kieferorthopädischen Gründen Zähne gezogen werden?

Der Erhalt aller Zähne während der kieferorthopädischen Behandlung ist ein vollkommen verständlicher Wunsch. Grundsätzlich können Kieferorthopäden jede kieferorthopädische Behandlung ohne Zähneziehen durchführen, was aber ganz vom Ausmaß des Platzmangels abhängig ist. Die meisten unserer Patienten weisen einen mittelgradigen Platzmangel auf. Bis ca. 6mm Platzmangel ist es meistens unproblematisch, ohne Zähneziehen zu behandeln, darüber wird es aber in vielen Fällen kritisch. Den Platzmangel könnte man grundsätzlich immer durch Expansion der Zahnbögen behandeln: das bedeutet, die Zähne durch den Kieferknochen nach außen kippen, bis die Zahnbögen groß genug sind, um alle Zähne gerade einzuordnen. So können zwar alle Zähne erhalten bleiben, jedoch entstehen dadurch für die Patienten in vielen Fällen erhebliche andere Nachteile!

Langzeitstabilität

Wenn sich zu viele oder zu große Zähne in einem kleinen Kiefer drängen, können Kieferorthopäden die Zähne zwar begradigen, aber die expandierten Zahnbögen bleiben von allein auf keinen Fall stabil und müssen immer lebenslang stabilisiert werden. Das ist zwar ohnehin eine sinnvolle Strategie, aber in der Regel reichen dafür zwei festsitzende Retainer für die Frontzähne. Werden die Zahnbogenformen während der kieferorthopädischen Behandlung stark vergrößert, sind zusätzlich noch nachts zu tragende, herausnehmbare Spangen notwendig. Erst die grenzenlose Expansion macht eine derartig aufwändige, lebenslange Retention zur absoluten Notwendigkeit.

Schäden am Zahnhalteapparat

Die übermäßige Expansion der Zahnbögen ähnelt der Idee, ein großes Haus auf einem kleinen Fundament zu bauen. Dabei werden die Zahnwurzeln aus der Mitte des Kieferknochens an seinen äußeren Rand gedrängt. Auf lange Sicht wird in solchen Fällen das Risiko von Schäden am Zahnhalteapparat erhöht. Insbesondere droht ein Rückgang des Knochens und des Zahnfleisches an den Außenflächen und das Entstehen freiliegender Zahnhälse – was zu einem dauerhaften und schwer zu behandelnden Problem werden kann. Freiliegende Zahnhälse können zu Missempfindungen an den Zähnen führen, unästhetisch aussehen und schwer zu reinigen sein. Der Zahnfleischrückgang tritt allerdings erst Jahre nach Behandlungsende auf, so dass den Patienten die Beziehung zur kieferorthopädischen Behandlung verborgen bleibt.

Behandlungsdauer

Die Dauer der kieferorthopädischen Behandlung kann in manchen Fällen erheblich länger und die Behandlung gleichzeitig wesentlich komplizierter werden, wenn um jeden Preis alle Zähne erhalten bleiben sollen. Wenn eines für unsere Patienten belastend ist, dann sind es überlange Behandlungszeiten!

Ästhetik

Viele Menschen haben schmale Gesichter. Auch wenn es technisch leicht möglich ist, ihre Zahnbögen beliebig zu verbreitern, sehen stark verbreiterte Zahnbögen in einem schmalen Gesicht einfach unnatürlich aus. Ebenso kann die Lippenfülle durch die Vorbewegung der Schneidezähne so zunehmen, dass es unästhetisch aussieht. Es ist daher kurzsichtig, die kieferorthopädischen Behandlungen dieser Menschen nur mit Blick auf die Zähne und ohne Rücksicht auf die Ästhetik des Gesichts zu planen. Das Gesicht ist schließlich noch viel sichtbarer als die Zähne – sogar bei geschlossenem Mund. Leider hat sich der Vorrang der Gesichtsästhetik bei der Behandlungsplanung in Deutschland noch nicht sehr verbreitet, und viele Kieferorthopäden werben sogar damit, niemals Zähne ziehen zu lassen – leider oft zum Nachteil ihrer Patienten. In unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim sind wir es gewohnt, nicht nur Zähne zu begradigen, sondern auch die Ästhetik des Gesichts zu beachten.

Weisheitszähne

In ihrer Außendarstellung werben viele Kieferorthopäden damit, dass sie gar keine Zähne ziehen lassen würden. Meistens stimmt das noch nicht einmal, denn diese Kollegen verschweigen ihren Patienten, dass durch alle Platz schaffenden Maßnahmen die Platzverhältnisse für die Weisheitszähne verschlechtert werden. Diese werden dann später mit höherer Wahrscheinlichkeit extrahiert, was für die Patienten viel belastender und risikoreicher ist, als in jüngeren Jahren vier kleine Backenzähne zu opfern. Unsere angeblich 100%igen Nichtextraktions-Kieferorthopäden sind also einfach nicht ehrlich und fair zu ihren Patienten.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass einigen Patienten mit klug geplanten Extraktionen oder Zahnschmelzreduktion viel besser geholfen ist als mit der unbedachten Expansion der Zahnbögen. Daher akzeptieren gut aufgeklärte Patienten meistens die Entfernung von Zähnen oder die Zahnschmelzreduktion mehrerer Zähne, wenn es sinnvoll ist. Dies betrifft in unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim etwa 15% der Patienten. Unsere Kieferorthopäden beraten Sie gerne ausführlich über die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsoptionen und helfen Ihnen, eine vernünftige Entscheidung zu treffen!

Tip für Patienten: Aufgepasst bei Kieferorthopäden, die damit werben, selten oder nie Zähne zu ziehen. In solchen Praxen kommt es gehäuft zu Gefälligkeitsbehandlungen mit schlechter Langzeitstabilität, parodontal beeinträchtigten oft unschönen Ergebnissen!

 

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