Wie lange dauern die Behandlungen?

Kieferorthopädische Behandlungen dauern zwischen 6 und 24 Monaten, wenn sie nach dem heutigen Wissensstand mit modernen Behandlungsmitteln durchgeführt werden. Leider ist die Behandlungsdauer in Deutschland in der Regel wesentlich länger. So beträgt die durchschnittliche Behandlungsdauer bei Kindern und Jugendlichen in unserem Land gut 4 Jahre –mindestens doppelt so lang, als es nötig wäre.

Für die in Deutschland geradezu lächerlich langen Behandlungszeiten gibt es zwei Gründe: die schlechte Ausbildung der deutschen Kieferorthopäden und die Schwächen des deutschen Honorarsystems.

Warum werden Kieferorthopäden in Deutschland nicht auf internationalem Stand ausgebildet?

Die Tendenz unseres Honorarsystems, unsinnig lange Behandlungszeiten zu bevorzugen, wird noch durch das deutsche Ausbildungssystem gefördert. Deutschland ist seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts das gelobte Land der herausnehmbaren Zahnspangen. In Deutschland wurde damals die so genannte Funktionskieferorthopädie entwickelt, und ebenso die Vorstellung, Kindheit und Jugend mit unförmigen Plastikspangen im Mund begleiten zu müssen. Für viele Jahrzehnte wurde an deutschen Universitäten das Arbeiten mit den in jeder Beziehung überlegenen festsitzenden Zahnspangen nicht mehr gelehrt. Auch wenn sich dies seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts geändert hat, ist ein großer Teil Professorenschaft immer noch dem alten Denken verhaftet. Entsprechend antiquiert muss man sich die Ausbildung junger Kieferorthopäden an vielen deutschen Universitäten dann auch vorstellen. Die aus den angelsächsischen Ländern vordringende evidenzbasierte Medizin, also die Idee, vor allem wissenschaftlich als besonders effizient belegte Verfahren am Patienten anzuwenden, hat in Deutschland einen schweren Stand.

Wie wird Kieferorthopädie in Deutschland honoriert?

Kieferorthopädische Behandlungen werden in Deutschland so honoriert, dass jede einzelne Handreichung und jeder Arbeitsschritt einzeln bezahlt werden. Diese so genannte Einzelleistungsvergütung macht es für die Kieferorthopäden erstrebenswert, bei jedem Patienten möglichst viele Leistungen zu erbringen. Um den einzelnen Patientenfall wirtschaftlich möglichst gut auszunutzen, müssen die Behandlungszeiten gleichzeitig in die Länge gezogen werden. Jedes weitere Behandlungsjahr bringt die Möglichkeit, weitere Leistungen zu erbringen und abzurechnen. Vor diesem Hintergrund sind die Kieferorthopäden, die am ineffizientesten arbeiten, wirtschaftlich am besten dran. Ohne einzelnen Kieferorthopäden unterstellen zu wollen, dass sie dieses System gezielt zu ihrem Vorteil – und zum Nachteil der Patienten – ausnutzen, ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass unser Honorarsystem die kieferorthopädische Behandlung viel stärker prägt, als Ausbildung oder wissenschaftliche Lehrmeinungen es je könnten.

In anderen Ländern geht es schneller

Das Resultat ist, dass insbesondere Kinder und Jugendliche unnötig lange, ineffiziente kieferorthopädische Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Wie stark Honorarsystem und Ausbildung die Behandlung prägen, sieht man sehr deutlich beim Vergleich mit der Kieferorthopädie in Großbritannien: dort werden relativ niedrige Pauschalen für die kieferorthopädische Behandlung gezahlt, und die Behandlungen dauern im Schnitt wenig über ein Jahr. Die Ergebnisqualität braucht dabei vermutlich den Vergleich mit den deutschen Dauerbehandlungen nicht zu scheuen. Berichtet man englischen Kieferorthopäden, dass Kinderbehandlungen bei uns vier Jahre dauern, erntet man ungläubiges Staunen und die Frage, wie diese lange Zeit überhaupt gefüllt wird.

Tip für Eltern: In unserer kieferorthopädischen Praxis in Mannheim dauert die kieferorthopädische Behandlung Heranwachsender durchschnittlich 16,5 Monate, was weniger als die Hälfte des in Deutschland üblichen ist. Die Voraussetzungen für diese kurze Behandlungsdauer sind, im Regelfall erst anzufangen, wenn der Zahnwechsel beendet ist, und die meisten Behandlungen mit einer einzigen, festsitzenden Zahnspange durchzuführen.

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