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Lexikon

Hier finden Sie Erklärungen zu vielen Stichwörtern aus dem Bereich der Kieferorthopädie.

Kieferorthopädie

Teilgebiet der Zahnmedizin, das sich mit der Diagnostik und Therapie von abweichenden Zahn- und Kieferstellungen befasst. Während in den anderen Teilgebiete der Zahnmedizin in der Regel eindeutige Erkrankungen behandelt werden, ist dies bei der Kieferorthopädie weniger klar. So wurde lange Jahre einfach angenommen, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen Krankheiten seien oder doch mindestens mit potentiellen Krankheitsfolgen verbunden wären. Im Lauf der letzten Jahrzehnte ist jedoch durch zahlreiche Studien deutlich geworden, dass die meisten kieferorthopädischen Befunde keinen oder nur einen geringen Krankheitswert haben. Dies wird die Nachfrage nach kieferorthopädischer Behandlung wahrscheinlich kaum vermindern, weil die Patienten aus ästhetischen Gründen ungeachtet gesundheitlicher Fragen kieferorthopädische Behandlungen wünschen.

In den meisten Ländern wird das Fach als Orthodontie bezeichnet, was mit Zahnkorrektur übersetzt werden kann. So hieß auch die wichtigste deutschsprachige Fachzeitschrift, die „Fortschritte der Kieferorthopädie“, bis 1931 „Fortschritte der Orthodontik“. Der damals neu geschaffene Begriff ,Kieferorthopädie‘ ging auf den Glauben zurück, mit herausnehmbaren Zahnspangen vom Typ des Aktivators das Wachstum von Schädel und Kiefern kontrollieren zu können (die so genannte Funktionskieferorthopädie, eine 1935 von Andresen und Häupl publizierte Theorie).

Die alten Glaubenssätze der Funktionskieferorthopäden sind inzwischen jedoch längst widerlegt worden. Tatsächlich ist der Einfluss konventioneller Zahnspangen auf das Schädel- und Gesichtswachstum langfristig in einer Größenordnung zwischen 0 und 1 Millimeter und damit klinisch bedeutungslos. Vor diesem Hintergrund wäre es höchste Zeit, den ebenso hochtrabenden wie irreführenden Begriff Kieferorthopädie wieder durch den korrekten Begriff Orthodontie zu ersetzen.

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