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Lexikon

Hier finden Sie Erklärungen zu vielen Stichwörtern aus dem Bereich der Kieferorthopädie.

Vorschubdoppelplatte (VDP)

Die Vorschubdoppelplatte, kurz VDP, ist von F.G. Sander entwickelt und 1988 erstmals publiziert worden. Sie ist eine der jüngeren Versionen der Doppelplatten – davor gab es verschiedene Vorläufer wie die Vorbiss-Doppelplatte von AM Schwarz und die Platte mit Müller-Dornen. Die Doppelplatten sind im Prinzip in Oberkiefer- und Unterkieferteil zerlegte Aktivatoren. Genau wie ein Aktivator (oder andere „funktionskieferorthopädische“ Apparate wie Bionator, Funktionsregler etc. pp) zwingt die Vorschubdoppelplatte den Unterkiefer nach vorne, um einen Rückbiss des Unterkiefers (Distalokklusion, Angle-Klasse II) zu behandeln. Wie die anderen genannten Apparaturen bewirkt die VDP vor allem Zahnbewegungen: die obere Zahnreihe wird geringfügig nach hinten, die untere Zahnreihe etwas ausgeprägter nach vorne bewegt. Neben diesen Zahnbewegungen kann auch das Wachstum des Unterkiefers etwas beschleunigt, aber nicht langfristig beeinflusst werden. Wesentlich seltener wird die umgekehrte Version zur Behandlung des Unterkiefervorbisses (der Progenie) eingesetzt – dieser Apparat wird dann Rückschubdoppelplatte genannt.

Vorschubdoppelplatte von der Seite
Vorschubdoppelplatte von der Seite

Die Doppelplatten sind für die Verlagerung des Unterkiefers durch ein mechanisches Element in geeigneter Weise verbunden. Meistens sind dies kräftige Metallsporne wie bei den Müller-Platten und der jüngeren Vorschubdoppelplatte. Vorteil der Vorschubdoppelplatten ist eine etwas geringere Sprachbehinderung durch verringertes Volumen und die Tatsache, dass sie den Unterkiefer auch bei leichter Mundöffnung noch vorne halten können. Bei den Monoblöcken (Aktivator, Bionator etc.) sackt der Unterkiefer bei Öffnung des Mundes dagegen schnell nach hinten ab und macht diese wirkungslos. Da viele Kinder nachts durch den Mund atmen, kann dies ein Vorteil der Vorschubdoppelplatten sein. Unter Umständen ist die Vorschubdoppelplatte daher auch heute noch ein akzeptables Gerät. Zur Leistungssteigerung kann die Vorschubdoppelplatte wie andere derartige Apparate auch mit einem Hochzug-Headgear kombiniert werden. Ein weiterer Abkömmling der Doppelplatten ist der Twinblock, vorgestellt von WJ Clark im Jahr 1977. Der Twinblock ist noch weniger unkomfortabel als die VDP ist und in Großbritannien seit Jahrzehnten die Standardapparatur zur Behandlung des ausgeprägten Rückbisses bei Heranwachsenden.

Vorschubdoppelplatte von innen gesehen
Vorschubdoppelplatte von innen gesehen

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